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Patienten-Selbstkontrolle in der täglichen Praxis – eine Umfrage unter 15.834 Patienten

In vielen Ländern Europas ist die Patienten-Selbstkontrolle eine etablierte Form der oralen Antikoagulation mit Vitamin K-Antagonisten. Insbesondere in Deutschland führen geschätzt 200.000 Patienten diese Therapie durch. Patienten schätzten die hohe Unabhängigkeit und Selbständigkeit in der Therapiesteuerung.

Bisher noch wenige Untersuchungen

Die behandelnden Ärzte sind von der hohen Qualität der Antikoagulation, der guten Wirksamkeit und positiven Wirkungen auf das Gesamtüberleben überzeugt. Jedoch gibt es noch immer wenige Untersuchen über die Effekte der Selbstkontrolle in der täglichen Praxis. Um diese Situation zu verbessern, hat die ISMAAP, Genf, eine große Fragenbogen-Untersuchung in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt.

Erste Ergebnisse vorgestellt

Die ersten Ergebnisse wurden an mehreren großen Kongressen vorgestellt (Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung, Düsseldorf 2015; Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Hämatologie, Basel 2015; Anticoagulation Forum Washington USA), 2015).

Die lange Beobachtungsdauer ist eine große Stärke der Untersuchung.

Diese Untersuchung ist die größte, je durchgeführte Studie unter Patienten, welche die INR-Selbstkontrolle durchführen. 15.834 Patienten haben die Fragebogen ausgefüllt zurückgesendet. Von der Patientenschulung gerechnet beträgt die Beobachtungsdauer damit 148.317 Jahre. Die lange Beobachtungsdauer stellt eine große Stärke der Untersuchung dar. Die Autoren waren überrascht vom hohen Alter der Patienten, im Mittel (Median) etwa 72 Jahre. Die ungefähre Altersverteilung ist in Abb. 1 dargestellt. Es zeigt sich, dass Patienten in der täglichen Praxis älter waren als in früheren Studien. Die Untersuchung belegt damit, dass Patienten-Selbstkontrolle bis ins hohe Alter möglich ist.

Etwa 30% der Patienten waren weiblichen Geschlechts.

Gründe der Antikoagulation

Die meisten Patienten waren antikoaguliert aufgrund einer mechanischen Herzklappe (46 %) oder bei Vorhofflimmern (34 %). Etwa 16 % der Patienten waren antikoaguliert aufgrund früherer Thrombosen oder Lungenembolien und 3 % hatte einen anderen, selteneren Grund.

88% der INR-Werte im therapeutischen Bereich

Ebenso erfreulich war die hohe Qualität der Antikoagulation. Der Anteil der INR-Werte im therapeutischen Bereich lag bei 88%. Die Verteilung der INR-Werte ist in Abb. 2 dargestellt. Das bestätigt die ausgezeichnete Qualität der Antikoagulation bei Patienten mit Selbstkontrolle. Die hohe Qualität wird nicht nur in der Situation eng kontrollierter klinischer Studie erreicht, sondern auch in der täglichen Praxis.

Zusammenfassung

Die vorliegende Untersuchung ist die größte, je durchgeführte Studie von Patienten mit Patienten-Selbstkontrolle. Die Untersuchung weist darauf hin, dass Selbstkontrolle bis ins hohe Alter durchgeführt werden kann. Die Qualität der Antikoagulation war auch in der täglichen Praxis sehr gut.

PD Dr. med. Michael Nagler, Universitäres Institut für Klinische Chemie, Inselspital Universitätsspital, CH-3010 Bern