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Sport bei Herzschwäche

Die Bewegungstherapie oder gar das sportliche Training richtet sich nach dem Grad der Herzschwäche und den Ergebnissen der Funktionsdiagnostik. Durchleuchtet man die wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema aus den letzten 15 Jahren, kann man immer noch kein eindeutig überlegenes Training beschreiben. Die überwiegende Zahl der Studien wurden mit Ausdauertraining, manche nur mit Krafttraining, andere wiederum mit einer Kombination und oder zusätzlichem Intervalltraining durchgeführt.
Erschwerend kommt bei der Analyse der Programme hinzu, dass ganz unterschiedliche Belastungstests durchgeführt wurden, die im Trainingsergebnis nicht miteinander zu vergleichen waren. Außerdem ist das Stadium der Herzinsuffizienz ausschlaggebend für die Beurteilung des Trainings.
Dennoch ist die Bewegungstherapie unbestritten und ein zentraler Pfeiler in der Rehabilitation von Patienten mit Herzinsuffizienz.
Ich möchte anhand der Stadien der Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium I-IV) die möglichen Trainingsprogramme beschreiben, wie sie an vielen kardiologischen Rehakliniken durchgeführt werden.

Stadium I

Keine oder leichte Einschränkung der Pumpfunktion; Beschwerden bei stärkerer körperlicher Belastung; keine unangemessene Atemnot oder höhergradige Rhythmusstörungen; Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest größer als 450 Meter

  • Trainingsform:       

Ausdauertraining

  • Trainingsmittel:      

Laufen, Walking; Radfahren, Ergometer fahren, Cardiogeräte wie Stepper oder Crosstrainer, Schwimmen.

  • Trainingshäufigkeit:

3 - 4 Einheiten pro Woche 

  • Trainingsumfang:  

Jede Einheit 30 - 45 Minuten

  • Trainingsintensität:

50 - 65% der maximalen Wattleistung aus dem Belastungs-EKG; 60 - 70% der Maximalen Sauerstoffaufnahme aus der Spiroergometrie.

  • Trainingskontrolle:           

Die Herzfrequenz, die bei 65% der maximalen Wattleistung oder bei 70% der maximalen Sauerstoffaufnahme aus den Belastungstests erreicht wurde.

Stadium II

Leicht bis mittelgradig eingeschränkte Pumpfunktion; Beschwerden (Luftnot, Erschöpfung) bei alltäglichen körperlichen Belastungen wie z.B. Treppensteigen; -Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest zwischen 300 - 450 Meter.

  • Trainingsform:       

Ausdauertraining

  • Trainingsmittel:      

Laufen, Walking; Radfahren, Ergometer fahren, Cardiogeräte wie Stepper oder Crosstrainer, Schwimmen.

  • Trainingshäufigkeit:         

3 Einheiten pro Woche 

  • Trainingsumfang:  

Jede Einheit 20 - 30  Minuten

    • Trainingsintensität:

40 - 50% der maximalen Wattleistung aus dem Belastungs-EKG;

50 - 60% der Maximalen Sauerstoffaufnahme aus der Spiroergometrie.

    • Trainingskontrolle:           

Die Herzfrequenz, die bei 50% der maximalen Wattleistung oder  bei 60% der maximalen Sauerstoffaufnahme aus den Belastungstests erreicht wurde.

Stadium III

Mittelgradig bis hochgradig eingeschränkte Pumpfunktion; Beschwerden (Luftnot, Erschöpfung) bei geringen körperlichen Belastungen wie z.B. Treppensteigen, Alltagstätigkeiten; Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest weniger als 300  Meter.

    • Trainingsform:       

Ausdauertraining eventuell in Intervallform¹, zusätzlich Krafttraining²

    • Trainingsmittel:      

Laufen, Walking; Radfahren, Ergometer fahren, Kraftgeräte oder Theraband bzw. Hanteln

    • Trainingshäufigkeit:         

4 - 5 Einheiten pro Woche ( dreimal Ausdauer und zweimal Kraft) 

    • Trainingsumfang:  

Jede Einheit 15 - 20   Minuten

    • Trainingsintensität:           

35 - 40% der maximalen Wattleistung aus dem Belastungs-EKG;

40 - 50% der Maximalen Sauerstoffaufnahme aus der Spiroergometrie.

    • Trainingskontrolle:           

Die Herzfrequenz, die bei 40% der maximalen Wattleistung oder  bei 50% der maximalen Sauerstoffaufnahme aus den Belastungstests erreicht wurde.

1. Intervalltraining:

Das Intervalltraining ist eine sehr alte Trainingsform und ist eine Unterform des Ausdauertrainings. Das Intervalltraining wird dann benutzt, wenn man einen relativ schnellen Leistungsaufbau haben möchte. Es gibt verschiedene Formen des Intervalltrainings und diese sollten nach der Zielsetzung ausgesucht werden. Bei Herzpatienten geht es darum, dass trotz hoher Belastung Herzfrequenz und Blutdruck nicht ansteigen sollten. Daher wählt man kurze aber intensive Intervalle. Das Intervalltraining bei herzinsuffizienten Patienten sollte auf dem Fahrradergometer erfolgen, da es dort am besten steuerbar ist. Die Intervalle sollten sein: 20 Sekunden hohe Belastung (60% der maximalen Wattzahl aus dem Belastungs-EKG) und 40 Sekunden niedrige Belastung (20% der maximalen Wattzahl aus dem Belastungs-EKG). Patienten, die im 6-Minuten-Gehtest weniger als 300 Meter erreichen, sollten das Intervalltraining bevorzugen.

2. Krafttraining:

Ziel des Krafttrainings ist es, die Muskelfasern relativ schnell zu einer höheren Energiebereitstellung zu führen, ohne dass die Stresshormone im Blut ansteigen. Die Kapazität der Muskelfaser wird optimiert, so dass die Verwertung des Sauerstoffs effektiver verläuft und die Sauerstoffaufnahme erhöht wird. Das wiederum soll den Herzmuskel entlasten. Das Krafttraining wird ebenfalls in Intervallform durchgeführt.

  • Trainingsmodus: 

10 Wiederholungen; 2-3 Serien (Durchgänge). Es sollte das Gewicht pro Trainingsgerät genommen werden, welches 8 - 10 mal mit mittelhohem Anstrengungsgrad bewegt werden kann. Auf der sogenannten BORG-Skala (Skala 1- 20  zur Beurteilung des muskulären Anstrengungsgrads wäre dieses 15 -17.  Dabei sollte bitte beachtet werden, dass die Wiederholungszahl nicht höher als 10 ist, denn dann kommt es zu einer starken Blutdruckerhöhung.

Hinsichtlich des Schwimmens und/oder der Aquagymnastik ist die Studienlage bezüglich des Stadiums II uneinheitlich. Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.

Stadium IV

hochgradig eingeschränkte Pumpfunktion; Beschwerden (Luftnot, Erschöpfung) bei allen geringen körperlichen Belastungen und auch in Ruhe.  Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest nicht durchführbar. In diesem Stadium gibt es keine Empfehlungen, denn körperliche Belastungen könnten ein erhöhtes kardiales Risiko mit sich bringen. Hier ist ein Bewegungsprogramm nur unter Kontrolle eines erfahrenen Therapeuten zu gestalten.

Sport mit AICD

Eine Sonderform bilden alle Patienten, die einen implantierten Defibrillator haben. Hier richtet sich die Sporttherapie zunächst nach den Beschwerden im Narbenbereich. Dennoch lässt sich ein Krafttraining in sehr moderater Intensität an Sequenztrainingsgeräten bei geführten und zu begrenzenden Bewegungsamplituden gestalten.

Diplom-Sportlehrer Uwe Schwan, (Sporttherapeut DVGS e.v.) Rehaklinik Heidelberg-Königstuhl