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Zum Thema COVID-19

Bei VKA-Patienten ist es immer günstig, wenn möglich, eine i.m. (intramuskulär)-Impfung dann zu machen, wenn die INR am unteren Ende des Zielbereiches ist, z. B. ca. INR 2 bei einem Zielbereich INR 2-3. Das Blutungsrisiko ist dann generell niedriger. Mit anderen Worten: Eine i.m.-Impfung sollte möglichst im unteren Bereich des jeweiligen therapeutischen Bereichs erfolgen. Besondere Vorsicht ist sicherlich bei Patienten angebracht, die zusätzlich zur Gerinnungshemmung noch Blutplättchenhemmer einnehmen oder die eine niedrige Blutplättchenzahl haben.

Gerade bei VKA-Patienten ist hier besondere Vorsicht geboten und von ärztlicher Seite sollte die bestehende klinische Blutungsneigung unter der doppelten Therapie individuell beurteilt werden (ggf. Druck noch länger als zwei Minuten, besser 5-10 Minuten und entsprechender Nachbeobachtung). „Sehr feine Injektionskanüle“ ist eine nicht genau definierte Angabe. Wir verwenden eine Kanülenstärke der Größe Gauge 25 oder 26, aber auch die Größen 23 und 24 sind sicher. (Bei der Influenza-Impfung [0,5 ml Volumen] gibt es Daten zu durchgeführten Impfungen bis zu einer INR von 4,5, die keine Blutungen aufweisen.) Bei der Corona-Impfung von BioNTech verimpfen wir 0,3 ml! Also eine noch geringere Menge! Bitte unbedingt den behandelnden Impfarzt darauf hinweisen, dass man antikoaguliert ist und auch mit

welchem Gerinnungshemmer, dies wird aber auch in aller Regel im Fragebogen zur Impfung abgefragt. Idealerweise sollten die letzten ermittelten INR-Werte mitgeteilt werden (Ausweis oder Messgerät mitnehmen!). Zudem kann es sinnvoll sein, selbst

auf die o.g. Empfehlungen „Kanülenstärke und Druck über 2-5 Minuten“ hinzuweisen.

Wichtig: Bei Patienten, die mit den sogenannten DOAKs antikoaguliert sind, gelten natürlich ganz andere Empfehlungen, da die sog. Halbwertszeit (Abklingzeit) hier viel kürzer ist und z. B. nach einer Einnahmepause von 24 h das Blutungsrisiko sehr gering ist. Das kann ggf. mit der behandelnden Ärztin/Arzt vorab besprochen werden, wenn z. B. der Impftermin fix ist. Eigentlich ist das ganz leicht zu handhaben!

In den Empfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut) wird leider nicht zwischen einer Gerinnungshemmung mit einem langwirksamen oder kurzwirksamen Gerinnungshemmer unterschieden. Hier die Empfehlung der STIKO zur COVID-19 Impfung: „Die Impfung ist strikt intramuskulär (i.m.) und keinesfalls intradermal, subkutan oder intravaskulär zu verabreichen. Bei Patienten unter Antikoagulation soll die Impfung ebenfalls i.m. mit einer sehr feinen Injektionskanüle und einer anschließenden festen Komprimierung der Einstichstelle über mindestens zwei Minuten erfolgen.“

Prof. Dr. med. Jürgen Ringwald, Facharzt für Transfusionsmedizin. Leiter Institut für Transfusionsmedizin Lütjensee des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost, Praxis für Transfusionsmedizin mit Gerinnungssprechstunde/ reisemedizinische Beratung, Hamburger Str. 24, 22952 Lütjensee; j.ringwald@blutspende.de; www.praxis-ringwald.de