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Sport bei Vorhofflimmern und unter oraler Antikoagulation

Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen und bedeutet für immer mehr Menschen eine dauerhafte Medikation mit oralen Antikoagulantien. Die Frage nach der Leistungsfähigkeit (das, was man kann) und der Belastbarkeit (das, was man darf) richtet sich in erster Linie nach der Grunderkrankung und nach den Ergebnissen der kardiopulmonalen Funktions- und Leistungsdiagnostik. Hier sind das Belastungs-EKG, die Spiroergometrie, die Echokardiografie und das 24h-Bandspeicher-EkG unentbehrliche Voraussetzungen zu Erstellung eines Trainingsprogramms. Erst danach lässt sich ein geeignetes auf die Grunderkrankung bezogenes Trainingsprogramm berechnen.

Somit lassen sich die Grenzen für ein Ausdauertraining und ein Krafttraining bestimmen und das Risiko minimieren. Sportarten wie Nordic-Walking, Joggen, Ergometertraining, Kardiogeräte (Laufband, Stepper, Crosstrainer), Rudern, Skilanglauf, Schwimmen sind auch für Patienten mit Vorhofflimmern geeignete Ausdauersportarten.
Über die Wunderpille "Ausdauertraining" lassen sich viele Anpassungserscheinungen beschreiben, die die Symptomatik verbessern und somit eine Reduktion der kardiovaskulären Mortalität herbeiführen. Auf eine Reduktion des Vorhofflimmerns hat das Training aber keinerlei Wirkung. In der Fachliteratur besteht darüber auch Einigkeit. Amerikanische Richtlinien verbieten die Teilnahme am Leistungssport, vor allem wenn es sich um Sportarten mit erhöhtem Sturz - und Kollisionsrisiko, also Kontaktsportarten handelt.

Welche Sportarten gemeint sind, wird aber nicht genannt.

Europäische und Deutsche Sportmediziner weisen aber daraufhin, dass auch Nicht-Kontaktsportarten ein Risiko von Blutungskomplikationen mit sich führen. Dabei sind auch Individualsportarten wie, Alpin-Ski, Mountainbike, Radsport, Klettern usw. zu erwähnen. Obwohl die Qualität von Helmen und Protektoren zugenommen hat, darf das Mortalitätsrisiko nach Kopfverletzungen nicht unterschätzt werden.
Hinsichtlich des Blutungsrisikos und deren Komplikationen gibt es allerdings wenige Daten. Studien zur überwachten und dosierten kardiologischen Sporttherapie ergeben keinerlei Blutungskomplikationen. Studien über den Sport im Alltag ergaben, dass körperlich aktive Personen deutlich weniger Blutungen hatten als inaktive Personen.  
Es zeigte sich aber auch, dass antikoagulierte Patienten, die ein Trainingsprogramm aufgenommen haben, ihre Marcumar-Dosierung anpassen mussten. Daher sollte der INR-Wert bei Aufnahme eines Trainingsprogramms in den ersten Monaten engmaschiger kontrolliert werden. Ein aktiver Lebensstil mit moderat intensiver körperlichen Aktivität (30-65% der maximalen Leistungsfähigkeit in Watt) hat eine große Bedeutung für die Sekundärprävention von Herzkreislauf- und Stoffwechselkrankheiten und sollte daher grundsätzlich empfohlen werden. Ein gute körperliche Fitness und regelmäßiges muskuläres Training, welches auch Koordination und Gelenkigkeit einschließen, minimieren aber das Sturzrisiko im Alltag und beim Freizeitsport. Jeder antikoagulierte Patient sollte daher bei der Durchführung einer Sportart immer das Sturzrisiko im Blick haben.
Hinsichtlich der neuen oralen Antikoagulantien (NOAKs) gibt es bisher keine Erfahrungen zwischen körperlicher Aktivität und Blutungsrisiko. Die Risiken sind sicherlich wie bei den Vitamin-K-Antagonisten (Marcumar®, Falithrom®) ähnlich einzustufen

Diplom-Sportlehrer Uwe Schwan, (Sporttherapeut DGVS e.V.) Rehaklinik Heidelberg-Königstuhl, E-Mail: u.schwan@rehaklinik-koenigstuhl.de

Literatur:
Laszlo,R., et al.: "Sport unter oraler Antikoagulation bei Vorhofflimmern" Deutsche Zeitschrift f. Sportmedizin, 68.Jahrg.,6/2017